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Robert Habeck verlässt den Bundestag. Seine Begründung macht uns neugierig: "Ich will nicht wie ein Gespenst über die Flure laufen." Ein Politiker, der freiwillig aus dem Rampenlicht tritt – in einer Zeit, in der alle permanent senden wollen.
Habecks Entscheidung ist radikal, weil sie gegen den Zeitgeist läuft. Während andere lauter werden, wird er leiser. Während andere mehr Präsenz fordern, reduziert er sie. "Ich will erst mal wieder empfangen und nicht gleich weiter senden", sagt er.
Diese Haltung ist nicht nur politisch interessant. Sie zeigt etwas über eine Kommunikationskultur, die das Zuhören vergessen hat.
Vor einer Weile saß ich mit mehreren Menschen am Tisch. Gespräche und Diskussionen waren intensiv und manchmal laut, bis jemand sagte: "Können wir alle mal eine Minute schweigen und überlegen, worum es hier eigentlich geht?"
Stille. Eine lange, unbequeme Minute.
Danach redeten wir alle anders. Langsamer. Überlegter. Das Gespräch veränderte sich komplett. Statt Positionen auszutauschen, begannen wir zu verstehen, worum es wirklich ging.
Eine Minute Schweigen hatte mehr bewirkt als eine Stunde Diskussion.
Habeck beschreibt sein nächstes Jahr als "Horizonterweiterung" und "Perspektivenwechsel". Er will "die Binnensicht aufbrechen". Das klingt nach klassischer Politikersprache, ist aber etwas anderes: eine bewusste Entscheidung für Offenheit.
Empfangen ist keine Passivität. Es ist eine aktive Haltung der Aufmerksamkeit. Wenn Habeck sagt, er wolle "erst mal wieder empfangen", dann meint er vermutlich: wahrnehmen, ohne sofort einordnen zu müssen. Verstehen, ohne gleich bewerten zu müssen. Aufnehmen, ohne direkt zu antworten.
Also genau das Gegenteil von dem, was wir jeden Abend in TV-Talkshows wie Lanz erleben.
Diese Haltung hat eine unterschätzte Kraft.
Ende: Frustration auf beiden Seiten.
Ergebnis: Das eigentliche Thema wird sichtbar.
3: Das empfangende Gespräch
Ergebnis: Die Person findet ihre eigene Antwort.
Echtes Zuhören verändert beide Seiten des Gesprächs. Die Sprechende Person fühlt sich gehört, gesehen und verstanden. Dabei entwickelt sie oft selbst Lösungen. Die zuhörende Person erfährt, was wirklich los ist.
Habecks Beobachtung über die politische Kommunikation trifft den privaten und beruflichen Bereich: Wir sind zu Sendern geworden, die aneinander vorbeireden. Kulturkampf statt Verstehen. Positionen statt Begegnung.
In einer Zeit, in der KI immer besser wird im Antworten und Lösen, wird das Zuhören zur menschlichen Superkraft. Maschinen können Daten verarbeiten – aber sie können nicht empfangen, was zwischen den Zeilen steht.
Habecks Jahr im Ausland ist ein Experiment in Empfänglichkeit. Ob es ihm politisch nutzt, werden wir sehen. Als Signal für eine andere Art der Kommunikation ist es bemerkenswert.
Die wertvollsten Gespräche entstehen nicht durch kluge Antworten, sondern durch die Qualität der Stille zwischen den Sätzen. In dieser Stille kann sich zeigen, was wirklich wichtig ist.
Habecks Rückzug ist radikal, weil er Zeit und Raum schafft für das, was sich nur im Empfangen zeigt. Vielleicht brauchen wir alle mehr solche Räume – im Kleinen, im Alltag, in unseren Gesprächen.
Was passiert, wenn wir aufhören zu senden und anfangen zu empfangen? Finden wir es heraus.
Das nächste Mal, wenn dir jemand ein Problem erzählt, probiere das aus: Höre zu, ohne zu antworten. Stelle eine echte Frage. Dann schweige. Lass die Antwort kommen.
Du wirst überrascht sein, was sich zeigt, wenn Gespräche Raum haben.
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